Einst war jetzt (2019)

Die Werkserie entstand im Rahmen eines Projektstipendiums des DA Kunsthauses Kloster Gravenhorst. Ortsansässige aus Riesenbeck und Bevergern (Tecklenburger Land) beschrieben uns ihre Erinnerungen an nicht mehr existierende, halb-öffentliche Räume: Geschäfte, Schulen, Lokale, etc. Basierend auf den Berichten, die größtenteils am Wohnort unserer Interviewpartnerinnen protokolliert wurden, entstanden Zeichnungen und Modelle. Die Arbeit beschäftigt sich mit Alternativen zur gängigen (mündlichen oder schriftlichen) Dokumentation von Erinnerungen. Sie rückt jedoch auch das Ringen mit dem Dokumentarischen in Verbindung mit Erinnerung selbst in den Fokus: Wird durch Fehlerhaftigkeit der Erinnerung, ihre Reduktion in Sprache und ihre erneute Verbildlichung (durch eine interpretierende Person) überhaupt noch dokumentiert oder eher neu erschaffen? Sollte lieber von vorgestellten Erinnerungen gesprochen werden?

> Projekt auf der Seite des DA Kunsthauses Kloster Gravenhorst

 

Von ca. 1750 bis zum Tod der letzten Betreiberin im Jahr 1968 bestand die Samenhandlung A. Beyer. Ihr Enkel beschrieb uns seine Erinnerungen. Die im Modell gezeigte Einrichtung stammt aus den späten 1950er oder frühen 1960er Jahren.

Die Toiletten der Volksschule Riesenbeck aus den 1940er/1950er Jahren wurden uns von zwei ehemaligen Schülerinnen als besonders ekelhafte Plumpsklos geschildert.

Das Nachtschwesternzimmer des St. Elisabeth Hospitals in den 1960er Jahren beschrieb uns eine frühere Krankenschwester.

Die Registratur der Maschinenfabrik Niemeyer im Jahre 1956 beschrieb ein einstiger Mitarbeiter des Unternehmens in Erinnerung an den ersten Tag seiner Ausbildung.

Neuhaus Mühle: Beschrieben von der Frau eines Mitarbeiters, die gemeinsam mit ihrer Familie in den 1950er Jahren in einem Nebengebäude der Mühle wohnte. Die Zeichnungen zeigen die erste Etage mit dem Mühlstein. Wo sich der Zugang zu dem Raum befand, konnte die Dame nicht mehr erinnern. Aus diesem Grund fehlt er in der Darstellung.

Der Gasthof Leugers bestand von 1736 bis 1967. Dargestellt sind die vier Wände eines kleinen Nebenzimmers der Gaststube, geschildert von der Frau des letzten Wirtes.

Klassenräume der „i-Männchen“ (SchulanfängerInnen) und der älteren Mädchen der alten Volksschule zu Beginn der 1940er Jahre; rekonstruiert nach der Schilderung von zwei ehemaligen Schülerinnen.

Die Bäckerei Kerkhoff in den 1970er Jahren; gezeichnet und beschriftet gemäß der Beschreibung der Inhaberin.

Drei weitere Rekonstruktionen: Eine für Gehöfte der Gegend typische „Upkammer“ (kleiner Raum innerhalb des Wohntrakts, der wegen eines sich darunter befindlichen, halb unterirdischen Kellers höher angelegt ist als die anderen Zimmer des Hauses); Regal mit Dekorationsgefäßen und Warendurchreiche der Linden-Apotheke in Riesenbeck; Blick auf das Fenster des OP-/Kreiß-Saals des St. Elisabeth Hospitals.

Das 1992 geschlossene Lebensmittelgeschäft „Paula Lütkemeyer“ in Bevergern wurde von der letzten Inhaberin und ihrer Schwester beschrieben. Wir interviewten die beiden Damen in ihrem Wohnzimmer – jenem Raum, wo sich früher das Ladenlokal befand. Uns wurde erlaubt, Fotos des heutigen Zimmers zu machen, die blass im Hintergrund der zeichnerischen Rekonstruktion zu erkennen sind.

 

Wir bedanken uns beim DA Kunsthaus Kloster Gravenhorst für die Beauftragung dieses Projekts; Dr. Klaus Werner Kahl (Heimatverein Riesenbeck) und Marco Greßler (St. Elisabeth Haus,​ Riesenbeck) für wertvolle Kontakte, sowie Konrad Bertels, Ursula Book, Marianne Echelmeyer, Ria Kerkhoff, Monika Leugers, Heinz Levedag, Maria und Cäcilia Lütkemeyer, Elly Oechtering, Dr. Klaus Offenberg, Doris Oelgeklaus, Antonia Varelmann und Reinhild Varnskühler für Zeit und Erinnerungen!